Editorials

Die guten Rahmenbedingungen des Wirtschaftsstandorts Schweiz haben wesentlich zum hiesigen Wohlstand und dem starken Wachstum der letzten Jahre beigetragen. Gleichzeitig ist der internationale Standortwettbewerb im Wandel und zentrale Faktoren, wie beispielsweise ein attraktives Steuerumfeld, werden in Zukunft an Bedeutung verlieren. Darum müssen jetzt die Weichen gestellt werden, um den Wirtschaftsstandort Schweiz fit für die Zukunft zu machen.

Das Erfolgsrezept des Schweizer Wirtschaftsstandorts fusst auf vielen Faktoren. Bei näherer Betrachtung wird klar, dass vor allem eine Kombination aus vielen günstigen Standortfaktoren die Schweiz so attraktiv macht. Trotz des kleinen Binnenmarktes haben sich hierzulande viele grosse Unternehmen von globaler Strahlkraft niedergelassen. Das kommt nicht von ungefähr: dank einer umsichtigen und konsequenten Standortpolitik hat sich die Schweiz im internationalen Wettbewerb einen guten Ruf erarbeitet.

Das Gesamtpaket macht es aus
Steuern waren traditionell ein wichtiger Standortfaktor für die Schweiz. Doch mit der Umsetzung der OECD-Mindestbesteuerung wird sich dieser in Zukunft grundlegend verändern und andere Faktoren werden an Bedeutung gewinnen. Klar ist: Neben einem attraktiven Steuerumfeld spielen künftig auch andere Faktoren, wie bspw. Rechtssicherheit, Infrastruktur, Bildung, Innovationskraft und Handelsbeziehungen eine zentrale Rolle. In vielen dieser Bereiche ist die Schweiz heute schon sehr gut aufgestellt. Klar ist aber auch: ohne geeignete Massnahmen kann in diesen Feldern rasch der Anschluss verloren werden. Die Schweiz muss sich also schon heute auf die Herausforderungen von morgen vorbereiten.

Realistische Forderungen statt Wunschdenken
Einer der wichtigsten Faktoren für unseren auf Innovation ausgerichteten Standort ist ein starker Schutz des geistigen Eigentums. Denn nur klare und durchsetzbare Regeln in Bezug auf Patente, Marken und Urheberrechte schaffen vertrauensvolle Rahmenbedingungen für hochinnovative Unternehmen. Nur so werden diese auch weiterhin viele Mittel in Forschung und Entwicklung investieren und die Bildung eines Wissens- und Technologiepools im Land fördern. Gleichzeitig ist klar, dass nicht ohne einen exzellenten Bildungsstandort geschehen kann. So ist es ebenso wichtig, dass in den hiesigen Bildungs- und Forschungsstandort investiert wird. Dazu gehört unweigerlich auch eine Assoziierung an das Forschungsabkommen der EU. So kann sichergestellt werden, dass die Schweiz weiterhin von einem grenzüberschreitenden Wissenstransfer profitiert. Damit gehen auch eine Stabilisierung und langfristige Sicherung geregelter Beziehungen zur EU einher. Als exportorientierte Wirtschaft ist die Schweiz auf den privilegierten Zugang zum europäischen Binnenmarkt dringend angewiesen. Doch auch weitere Aspekte, wie bspw. die Personenfreizügigkeit, Standardisierungsabkommen sowie Strom- respektive Energiethemen drängen nach langfristigen Lösungen. Hier hat der Bundesrat mit der Verabschiedung eines Verhandlungsmandats bereits einen weiteren Schritt in die richtige Richtung unternommen.

Jetzt braucht es einen umfassenden Dialog
Die Politik steht in der Verantwortung: Damit wir für unseren starken Wirtschaftsstandort Sorge tragen können, braucht es jetzt das Mitwirken aller beteiligten Akteure. Um auch zukünftig im internationalen Standortwettbewerb erfolgreich zu sein und von den positiven Effekten wie Wertschöpfung, hochbezahlten Arbeitsplätzen und ertragreichen Steuerzahlungen vieler multinationaler Unternehmen zu profitieren, braucht es in der Schweiz einen neuen Fokus auf eine Vielzahl von Standortfaktoren jenseits der steuerlichen Rahmenbedingungen. Die Schweiz sieht sich in einem dynamischen Umfeld, in dem es nicht nur darum geht, bestehende Stärken zu bewahren, sondern auch aktiv auf Veränderungen zu reagieren. Nur durch eine umfassende Betrachtung aller Standortfaktoren kann die Schweiz sicherstellen, dass sie ihre Position als attraktiver Wirtschaftsstandort behält und weiter stärkt. Dies erfordert im Vergleich zu früher ein proaktives Herangehen an Herausforderungen und eine langfristige Vision für die wirtschaftliche Zukunft des Landes.

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