Die Schweiz hat aktuell mit über 100 Ländern ein Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen. Dieses Netzwerk wird stetig erneuert und ausgebaut. Während man von Verhandlungen zu Freihandelsabkommen gelegentlich liest, sind die technischen und komplizierten Doppelbesteuerungsabkommen kaum je im Rampenlicht. Dies erstaunt insofern, als dass der Personenkreis, der direkt profitiert, weitaus grösser ist. Dieser reicht von Schweizer Rentenempfängern, die im Ausland wohnen, über Privatpersonen, die im Ausland Aktien oder Immobilien besitzen, bis zu multinationalen Unternehmen mit ausländischen Tochtergesellschaften. Für SwissHoldings liegt das Augenmerk naturgemäss auf Letzterem. Die Abkommen sind nämlich von enormer Wichtigkeit für einen funktionierenden internationalen Handel und grenzüberschreitende Investitionstätigkeiten. Ein genauerer Blick lohnt sich also.

Wo über Grenzen hinweg gewirtschaftet und gelebt wird, gibt es Schnittstellen zwischen den Staaten. Diese müssen geregelt werden. Im internationalen Steuerrecht geschieht dies unter anderem durch die Doppelbesteuerungsabkommen (DBA). DBAs sind essenzielle Instrumente, um zu vermeiden, dass Unternehmen, aber auch Individuen, in zwei Ländern für das gleiche Einkommen oder Vermögen besteuert werden. Für multinationale Unternehmen und Investoren sind DBAs von zentraler Bedeutung, da sie Unsicherheiten beseitigen und eine klare Steuerstruktur für grenzüberschreitende Tätigkeiten schaffen.

Inhalt und Wirkungsweise der Abkommen

Dabei regeln diese Abkommen primär drei Fragestellungen. Erstens wäre da die vordergründige Frage, welches Land besteuern darf. Damit wird der primäre Zweck verfolgt, Doppelbesteuerungen zu vermeiden. Für multinationale Unternehmen muss beispielsweise geregelt werden, wo die Gewinne einer Tochtergesellschaft versteuert werden oder wer den Zinsertrag aus einem Darlehen des Mutterkonzerns an die Tochtergesellschaft besteuern darf. Die zweite Fragestellung beschäftigt sich mit der Höhe der Steuern. Länder vereinbaren beispielsweise, wie hoch die Steuern maximal sein dürfen, wenn bei ausgewählten Erträgen (Dividenden, Zinsen, Lizenzerträge sowie Dienstleistungsgebühren) beide Staaten besteuern dürfen. Relevant in diesem Bereich sind beispielsweise die Höhe der Steuern auf Dividenden aus Beteiligungen beispielsweise von Tochtergesellschaften und die Abschaffung von Quellensteuern auf solchen Dividenden. Drittens regeln die DBAs, wie bei Streitigkeiten vorzugehen ist. Die Sachverhalte sind nämlich oft komplex und bedürfen einer übereinstimmenden Interpretation.

Rechtssicherheit und Fördern grenzüberschreitender Wirtschaftsbeziehungen

Durch die Beantwortung dieser Fragestellungen, wird klar, wie verschiedene grenzüberschreitende Schnittstellen geregelt sind. So schaffen die Abkommen Rechtssicherheit. Diese ist für Unternehmen sowie die Schweiz von zentraler Bedeutung. Sie ist die Grundlage, auf deren Unternehmen langfristig planen können und ein wichtiger Standortfaktor für das Land. Darüber hinaus bieten die Abkommen zwei Staaten auch die Möglichkeit das Investieren in und Handeln mit dem Vertragspartner attraktiver zu gestalten.

Exkurs: Abschaffung von Quellensteuern vertieft Handels- und Investitionsbeziehungen

Ein Beispiel dafür ist die Abschaffung von Quellensteuern, beispielsweise auf Dividenden aus Beteiligungen. Wenn also ein Unternehmen aus Land A in Land B investiert und hierfür eine Tochtergesellschaft gründet, werden die Gewinnausschüttungen der Tochter, wenn sie die Grenze überqueren, nicht zusätzlich zu der Gewinnsteuer in Land B und der Einkommenssteuer der Aktionäre in Land A noch ein drittes Mal besteuert. Dies vergünstigt grenzüberschreitende Investitionen und macht diese attraktiver. Internationale Geschäftsbeziehungen werden erleichtert. Das macht das Unternehmen aus Land A erfolgreicher. Für das Land B erhöht sich das Angebot an Gütern und Dienstleistungen, was sich in tieferen Preisen für die Konsument:innen von Land B niederschlägt. Selbstverständlich wirken diese Effekte jeweils in beide Richtungen.

Kurz: DBAs tragen nicht nur zu einem stabilen und vorhersehbaren Steuerumfeld bei, sondern fördern auch den internationalen Handel und Investitionen. Sie machen die Vertragsstaaten zu einem attraktiveren Wirtschaftsstandort mit erfolgreichen Unternehmen sowie einem grösseren und günstigeren Angebot an Gütern und Dienstleistungen.

 

Dieses Editorial ist Teil einer Serie, welche grundlegende Hintergrundinformationen zu Steuerthemen in zugänglicher Weise zur Verfügung stellen soll.

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