Die OECD-Mindestbesteuerung sollte sicherstellen, dass multinationale Unternehmen mindestens 15% Steuern auf ihre Gewinne zahlen. In Europa läuft die Umsetzung, aufgrund des Drucks der EU, bereits weitestgehend. Auf globaler Ebene ist jedoch nach wie vor unklar, ob die wichtigsten Volkswirtschaften das Projekt umsetzen werden. Die Schweiz muss sich trotz der Probleme darauf einstellen, dass die Mindestbesteuerung und ihre weitreichenden Auswirkungen auf den Standortwettbewerb weiterbestehen. Wie die Schweiz trotz dieser Herausforderungen wirtschaftlich und finanziell erfolgreich sein kann und sich auf den geänderten Standortwettbewerb einstellt, war Thema der diesjährigen Tax Talks von SwissHoldings.
Das OECD-Projekt hat uns gelehrt: Die anfänglich ambitionierte Zielsetzung eines Projektes kann sich von dessen Umsetzung sowie den Auswirkungen erheblich unterscheiden. Die ursprüngliche Idee war es das internationale Steuersystem fairer zu gestalten unter anderem dadurch, dass der Steuerwettbewerb mit einer Mindeststeuer ausgehebelt wird. Heute zeigt sich jedoch: Der Standortwettbewerb um attraktive und finanziell lukrative Unternehmensfunktionen ist so intensiv wie nie zuvor. Viele Staaten haben dazu spezialisierte Abteilungen eingerichtet, die systematisch um begehrte Funktionen internationaler Unternehmen werben. Dafür werden vermehrt neue Instrumente eingesetzt. Man denke hier beispielsweise an den Refundable Investment Credit (RIC) von Singapur.
Schweiz setzte erfolgreich auf tiefe Steuern
Mit der in der Vergangenheit erfolgten Senkung der Unternehmenssteuern ist die Schweiz finanziell sehr gut gefahren. Statt Mindereinnahmen resultierten unter dem Strich gewaltige Mehreinnahmen für Bund, Kantone und Gemeinden. 2023 resultierten allein für den Bund Mehreinnahmen aus der Gewinnsteuer von mehr als 2,3 Milliarden Franken. Es sind somit die Steuerzahlungen von Unternehmen, welche den Wohlstand der Schweiz bedeutend mitfinanzieren. Diese dürfen nicht durch unüberlegte Entscheidungen oder zu langes Zusehen aufs Spiel gesetzt werden. Die in dieser Woche abgehaltenen Tax Talks boten eine Diskussionsplattform für hochrangige Vertreter von Bund, Kantonen, Akademie und Mitgliedunternehmen von SwissHoldings, um sich dazu auszutauschen, wie die Schweiz sich positionieren und die lukrativen Steuerzahlungen der Unternehmen sichern kann.
Valérie Dittli, Vorsteherin des Finanzdepartements von Waadt, hält das Inputreferat
Neue Strategien braucht die Schweiz
Die Schweiz sollte sich nun an die geänderten Spielregeln des internationalen Standortwettbewerbs anpassen. Dabei werden Standortfaktoren, welche die Schweiz bereits zu ihren Stärken zählt, wie Rechtssicherheit, Stabilität, eine funktionierende Infrastruktur und ein Pool an gut ausgebildeten Fachkräften, an Bedeutung gewinnen. Diese müssen erhalten und weiter ausgebaut werden. Gleichzeitig sind neue Instrumente nötig. Nicht zuletzt muss auch der Steuerstandort Schweiz attraktiv bleiben. Von weiteren Steuererhöhungen und neuen Steuerarten ist abzusehen. Zudem müssen Vereinfachungen und Modernisierungen von veralteten Steuern angepackt und auf die neuen internationalen Spielregeln abgestimmt werden. Dabei muss die Schweiz flexibel reagieren können, denn sowohl das OECD-Projekt wie auch die internationalen Entwicklungen bleiben dynamisch.
Enge Kooperation für erfolgreiche Zukunft
Unerlässlich für die Erarbeitung neuer Strategien für die Schweizer Standortattraktivität ist ein kooperativer Ansatz, der genügend Raum für den Austausch zwischen den Akteuren lässt. Unternehmen schätzen den in der Schweiz gelebten Austausch mit Vertretern aus der Politik, der Eidgenössischen Steuerverwaltung, dem Staatssekretariat für internationale Finanzfragen, hochrangigen Vertretern der Kantone sowie der Akademie. Dieser konstruktive Dialog ist nicht zuletzt selbst ein entscheidender Standortvorteil der Schweiz. Darüber hinaus wird eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden sowie insbesondere auch zwischen den Finanz- und Wirtschaftsdepartementen der Kantone notwendig sein, um erfolgreiche Strategien zu definieren. Veränderungen sind immer auch eine Chance. Es gilt diese nun zu packen.
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