Communiqués de presse

Multistakeholder-Dialog zu ESG-Regulierung und Erwartungen:
Viele offene Fragen zu ESG und Offenlegung

Ein geschätztes zusätzliches Investitionsvolumen von über 390 Milliarden Franken ist gemäss SwissBanking erforderlich, um die Transition der Schweiz zu einer emissionsarmen Volkswirtschaft bis zum Jahr 2050 bewerkstelligen zu können. An der heutigen von SWIPRA Services und SwissHoldings organisierten Fachtagung hat sich eine breite Vertretung von Investoren und Unternehmen dazu ausgetauscht. Es wurde erörtert, wie Regulierungen anzugehen sind, was in der Interaktion zwischen den Anspruchsgruppen verbessert werden kann und wie Nachhaltigkeit in den verschiedenen Geschäftsmodellen strategisch zu verankern ist.

Die heute in Zürich im UBS Grünenhof durchgeführte Veranstaltung widmete sich der Frage: «ESG-Regulierung und Erwartungen: Spillover-Effekte von der Finanzindustrie auf die Realwirtschaft?» – wobei das Kürzel ESG für die Dimensionen Umweltschutz (Environment), soziale Verantwortung (Social) und gute Unternehmensführung (Governance) steht. Es bestand Konsens zwischen den Unternehmensvertretern und den institutionellen Anlegern, dass die ESG-Bemühungen des Finanzsektors und der Realwirtschaft grundlegend miteinander verbunden sind und nur gemeinsam effizient und mit einem langfristigen Blick weitergebracht werden können. Was dafür erforderlich ist, insbesondere im Bereich Leadership und Offenlegung, sollte von den Anspruchsgruppen deshalb verstärkt gemeinsam diskutiert und beschlossen werden. Denn die Ansprüche von Seiten Politik und erweiterter Öffentlichkeit sind hoch. Vom Finanzsystem wird zunehmend eine zentrale Funktion bei der Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsagenda 2030 und des Pariser Klimaabkommens erwartet.

Aktuelle Regulierungsbemühungen bergen die Gefahr eines kurzfristigen Aktionismus und drohen eigentliche Ziele zu verfehlen
Etablierte Rating-Agenturen beurteilen ESG-Kriterien von Unternehmen nicht selten sehr unterschiedlich, wenn nicht sogar widersprüchlich. Dies hat einerseits mit dem spezifischen Fokus einer solchen Agentur, andererseits mit der schwierigen Datenlage und häufig fehlender Vergleichbarkeit publizierter Informationen zu tun. Die Regulierung will Abhilfe schaffen, indem sie mehr Standardisierung und Transparenz fordert. Man will in erster Linie dem sogenannten «Greenwashing» entgegentreten und Investitionen im Sinne der langfristigen Wertschöpfung besser verständlich machen. Dieser Prozess droht zu «überhitzen», da versucht wird, zu viel auf einmal zu erreichen. Mit dem Fokus auf mehr Transparenz entlang der Wertschöpfungskette steigt zudem auch der Druck auf kleinere, grundsätzlich nicht im Fokus der Regulierung stehende Betriebe, ESG-Informationen offen zu legen.

Die ESG-Berichterstattung ist jedoch als eine eigentliche Markt-“Infrastruktur” zu verstehen, die Zeit braucht, um sich zu entwickeln und robust zu werden. David Frick, Präsident SwissHoldings: «Der Anlass hat gezeigt, dass die Finanzbranche und die Realwirtschaft zusammen arbeiten müssen, um mit der derzeitigen Regulierungswelle umzugehen und die Wirtschaft noch nachhaltiger und zu einer «force for good» zu machen».

Die Positionierung eines Unternehmens wird auf immer breiterer Basis verhandelt
Finanzielle Informationen haben ihr Aufmerksamkeits-Monopol verloren. Die Aufmerksamkeit des Marktes gilt je länger je mehr den ESG-Faktoren der Unternehmensführung. Unternehmen werden von einer viel breiteren Anspruchsgruppe bewertet und sind gefordert, die für ihre individuelle Situation und ihr Geschäftsmodell wichtigsten Stakeholder zu kennen und auf ihre «Nachhaltigkeitsreise» mitzunehmen.

ESG-Faktoren können die Reputation von Unternehmen und Investoren in kurzer Zeit stark und nachhaltig verändern. Eigentlich nichts Neues. Aber der Einbezug der Anspruchsgruppe steigert die Komplexität und setzt neue Massstäbe an das Erwartungsmanagement. Nicht zuletzt stellt dies eine Gratwanderung zwischen lokaler Regulierung und globalen Best-Practice-Ansprüchen dar. ESG-Entwicklungen müssen also von Unternehmen und Investoren in jedem Fall global verstanden werden.

Zentral: Ein gut etablierter Dialog zwischen Investoren und Unternehmen
Eine grosse Herausforderung ist die Messbarkeit der ESG-Entwicklungen an sich. Während sich der Emissionsausstoss eines Unternehmens verhältnismässig einfach quantifizieren und vergleichen lässt («CO2-Äquivalente»), wird es bei ESG-Faktoren zu sozialen Themen oder Biodiversität ungleich schwerer. Gerade wegen der teilweise schwierigen Quantifizierung von ESG wird die transparente Offenlegung zur strategischen Verankerung und der Verantwortlichkeit auf höchster Unternehmensebene immer wichtiger. Wenn aktuell die Messung von ESG-Leistungszielen noch schwierig ist, sollen zumindest die Prozesse und die Zuständigkeit gut verstanden werden. Dies macht den Dialog zwischen den involvierten Anspruchsgruppen immer wichtiger. Investitions- und Geschäftsentscheidungen, die auf einer rein quantitativen Betrachtung der Daten beruhen, laufen Gefahr, zu Fehlallokationen zu führen. Barbara Heller, Managing Partner SWIPRA Services: «Nur eine strategische Verankerung von ESG ermöglicht eine konsistente Einordnung der damit verbundenen notwendigen Investitionen in die Zukunft, der benötigten Leadership und Unternehmenskultur und in der Konsequenz der Zusammensetzung des Verwaltungsrates.»

Für Auskünfte:
Barbara Heller, Managing Partner,  SWIPRA, +41 79 423 28 30
Denise Laufer, Mitglied der Geschäftsleitung, SwissHoldings,  +41 76 407 02 48

Laisser un commentaire

Votre adresse de messagerie ne sera pas publiée. Les champs obligatoires sont indiqués avec *