Julia Burkhalter

Fachreferentin Aussenwirtschaft und Corporate Social Responsibility
SwissHoldings

Diese Woche erreichte das Stimmcouvert für die Volksabstimmung vom 7. März 2021 die meisten Schweizer Haushalte. Eine der nationalen Vorlagen ist das Referendum zum Freihandelsabkommen mit Indonesien. Aktuell behindern Handelskonflikte, die Blockade der Welthandelsorganisation (WTO) und wachsender Protektionismus die Globalisierung und den internationalen Handel. Entsprechend ist das Abkommen für Schweizer, aber auch indonesische Unternehmen von besonderer Wichtigkeit – so auch für die Mitgliedfirmen von SwissHoldings. Dennoch machen vor allem die Provisionen zum Palmöl Schlagzeilen – dies ist jedoch nur ein kleiner Teil des Ganzen.

Das Referendum, initiiert von der Bauernorganisation Uniterre und der Einzelperson Willy Cretegny, läuft unter dem Slogan «Stop Palmöl». Nachhaltige Palmölproduktion ist ein wichtiges Anliegen, denn der Anbau desselben hat in der Vergangenheit viel Leid und Zerstörung angerichtet und bleibt auch weiterhin vielerorts mit Problemen verbunden – Probleme, die das Abkommen ernst nimmt und mit neuartigen Bestimmungen adressiert. Dennoch geht es beim anstehenden Referendum nicht primär um Palmöl oder dessen Anbau, sondern um die Erleichterung des Handels und die Stärkung der wirtschaftlichen Beziehung zwischen Indonesien und der Schweiz.

Ein lohnender Markt
Der Inselstaat ist mit rund 265 Millionen Einwohnern aktuell das bevölkerungsmässig viertgrösste Land der Welt und stellt dadurch einen enormen Absatzmarkt für Schweizer Unternehmen dar. Die PWC-Studie «The World in 2050» geht zudem davon aus, dass Indonesien bis 2050 dank fortschreitendem Wirtschaftswachstum zur viertgrössten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen wird. Das Handelsvolumen zwischen Indonesien und der Schweiz belief sich 2020 auf CHF 882 Mio.[1] Eine Umfrage unter den Mitgliedfirmen von SwissHoldings deutet darauf hin, dass etwa zwei Drittel der Mitgliedfirmen im Land aktiv sind. Dies schlägt sich in den Zahlen zu den Direktinvestitionen nieder. So hielten die Mitgliedfirmen Ende 2018 einen Kapitalbestand von rund CHF 1,1 Mia. und hatten 42’693 Mitarbeitende. Verschiedene Mitgliedfirmen erwarten, dass bei weiterem Marktwachstum die Geschäftsentwicklung vor Ort weiter fortschreiten wird.

Ein Abkommen bringt Handelserleichterungen
Eine Verbesserung des Geschäftsumfelds, insbesondere durch die Abschaffung von 98 Prozent der aktuell hohen Zölle, die Förderung von Investitionen durch die zusätzliche Öffnung des Landes sowie der bessere Schutz von geistigem Eigentum sind die von Mitgliedfirmen meistgenannten positiven Effekte des Freihandelsabkommens. Zusätzlich bringen einige Unternehmen auch den verbesserten Datenschutz und einen erleichterten Zugang zum öffentlichen Beschaffungswesen an. Gleichzeitig profitiert auch Indonesien, einerseits durch die Förderung des Handels, andererseits durch zusätzliche Investitionen. Diese bringen Arbeitsplätze und wichtiges Wissen sowie Technologien ins Land, so berichten Mitgliedfirmen beispielsweise von dem Aufbau von Arbeitsstellen mit hohen Qualifikationen. Zudem werden auch Standards hinsichtlich Nachhaltigkeit durch die rechtlich verbindlichen Konzessionen im Freihandelsabkommen angehoben, insbesondere in Bezug auf nachhaltige Palmölproduktion.

Fortschrittliche Bestimmungen zum Palmölimport
Selbstverständlich kann das Freihandelsabkommen nur im Rahmen seines Anwendungsbereiches nachhaltige Produktion von Palmöl verlangen und über dies hinaus hoffentlich einen positiven Impetus hin zu nachhaltigerem Anbau geben. Der Import von Palmöl aus Indonesien in die Schweiz ist mit 35 Tonnen im Jahr 2019 sehr gering. Dies widerspiegelt sich auch darin, dass SwissHoldings’ Mitgliedfirmen gemäss interner Umfrage grossmehrheitlich kein Palmöl aus Indonesien importieren. Dennoch sind die Bestimmungen im Freihandelsabkommen zentral, um zu vermeiden, dass sich aufgrund des Abkommens negative Effekte aus dem Palmölhandel für Indonesien, seine Bevölkerung und die Umwelt ergeben. Dies wird sichergestellt, indem die Zollsenkungen ausschliesslich für nachhaltig produziertes und rückverfolgbares Palmöl gelten und auch dies nur innerhalb von moderaten Kontingenten.

Ja zu einem ausgewogenen Abkommen
Das Abkommen ist ein Glücksfall für die Schweizer Wirtschaft, da aktuell weder Konkurrenten aus den USA noch der EU von einem privilegierten Marktzugang nach Indonesien profitieren können. Aus diesem Grund empfehlen der Bundesrat und das Parlament ein Ja zur Vorlage.

Mit weiteren zu erwartenden Abstimmungen zu Freihandelsabkommen in den kommenden Jahren, ist das Resultat dieser Abstimmung wegweisend. Ein Ja ist somit ein wichtiges Zeichen für den Freihandel und für eine offene Schweiz.

[1] Total ohne Gold in Barren und andere Edelmetalle, Münzen, Edel- und Schmucksteine sowie Kunstgegenständen und Antiquitäten gemäss Angaben Seco

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